Geschichte der früheren Großherzoglich
Badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau

Zur Geschichte der Illenau gehört ihre ruhmreiche Vergangenheit als Heil- und Pflegeanstalt ebenso wie die menschenunwürdigen Verbrechen im sogenannten Dritten Reich. 1842 eingeweiht wurde die Illenau Vorbild für andere Heil- und Pflegeanstalten.

Untrennbar verbunden mit der Illenau ist ihr Gründer und erster Direktor Christian Friedrich Wilhelm Roller (1802 bis 1878). 

Stadtarchiv Achern Illenau-Mappe 1865

Die frühere Heil- & Pflegeanstalt

Mit Christian Rollers Heil- und Pflegeanstalt Illenau endet die Zeit, in der man Geisteskranke als vom Teufel Besessene und von Gott Gestrafte betrachtet. Statt Ketten, Prügel und Verliese will Roller eine humane Behandlung.

Die Heil- und Pflegeanstalt Illenau wird auf einem 14 Hektar großen Gelände für etwa 400 Kranke geplant. Als Leitwort gibt Roller seiner Heilanstalt den Leitsatz „Liebe-Diene“.

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Die Nationalsozialisten

Aufgrund des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten wird die Heil- und Pflegeanstalt Illenau am 19. Dezember 1940 endgültig geschlossen. Von 671 Kranken wurden 1940 mindestens 260 in den Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar ermordet. Ihrer wird heute im Illenau Arkaden Museum gedacht.

Von 1941 bis 1945 sind in der Illenau nationalsozialistische Schulen untergebracht. Im Sommer 1942 werden 57 Mädchen "zur Eindeutschung" aus Polen in die Illenau verbracht. Sie waren aufgrund ihres arischen Aussehens durch die SS aus ihrer Heimat verschleppt worden.

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Die Franzosen

Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht die französische Armee in die Gebäude der Illenau und besetzt diese nahezu fünfzig Jahre lang. Das Areal der Illenau ist für deutsche Besucher während der gesamten Besatzungszeit gesperrt.

In den 1960er Jahren wird die Illenau zur Keimzelle deutsch-französischer Freundschaft. Am 23. Juni 1994 verabschieden sich das französische Militär und dessen Angehörige als Freunde aus der Acherner Illenau.

Franzosen ind der Illenau, Französische Kaserne, Flugzeug, Roland Spether

Die Revitalisierung

Die 1992 von Pfarrer Gerhard Lötsch und Hans Vierneisel gegründete Bürgerinitiative "Zukunft der Illenau", Oberbürgermeister Reinhart Köstlins Veto gegen einen Gemeinderatsbeschluss vom 1. März 1999, die Illenau doch zu erwerben, begründen die Revitalisierung der Illenau nach dem Abzug des französischen Militärs.

Zahlreiche Bürgerimpulse aus der Arbeitsgruppe "Illenau-Aktiv" setzen diesen Schwung fort, bis die Stadt Achern und Oberbürgermeister Klaus Muttach 2010 mit dem Illenau-Rahmenplan eine entscheidende Bündelung schaffen.

Illenau Arkaden Museum, Achern – Aussenansicht, Florian Hofmeister